Rückblick zum Vortrag „Gott und mein 40-Tonner“
Am Dienstag, 27.05.2025 nahm uns die ehemalige Fernfahrerin Helga Blohm zu einer besonderen Reise durch Europa mit. Mit den Worten: „Nehmen Sie Platz auf dem Beifahrersitz eines 40 Tonners“, begann ihr Bericht aus Lesung und Vortrag und 22 interessierte Frauen lauschten den kurzweiligen und spannenden Erzählungen der inzwischen pensionierten Rechtsanwaltsfachangestellten, die sich ihren Kindheitstraum als LKW-Fahrerin erfüllte.
Bereits als 4-Jährige saß Helga auf dem Schoß ihres Vaters und hielt das Lenkrad des VW Käfers in der Hand und durfte auch immer wieder lenken. Autos interessierten sie schon immer mehr als Puppen. Die Faszination für Fahrzeuge, die sie schon als kleines Mädchen hatte, ist einfach nicht zu bremsen. Vor allem die 40-Tonner interessierten sie später sehr, denn sie wollte Freiheit genießen und fand es faszinierend, hoch auf dem Sitz den Überblick zu behalten. Dafür gab sie mit Mitte 30 ihren Job als Rechtsanwaltsfachangestellte auf, machte den LKW-Führerschein und kam dann ihrem lang gehegten Traum, als Berufskraftfahrerin mit dem Lkw quer durch Europa zu fahren, näher. Leicht war der Start allerdings nicht. Mehrere Speditionen lehnten ihre Bewerbung ab mit der Begründung: „Berufsanfängerin und Frau“. Aber Glück gehört dazu, eine Spedition suchte dringend einen Fahrer und das war ihre Chance. Zunächst fuhr Frau Blohm aushilfsweise, dann ab 1989 bis 1994 als vollzeitliche Lkw-Fahrerin im internationalen Fernverkehr – und zu damaliger Zeit auch in einer ausgesprochenen Männerdomäne. Meistens führten sie die Touren nach Italien, Spanien und Portugal. Es war eine spannende Zeit, die sie nicht selten herausforderte und an Pionierarbeit erinnerte. Als Frau allein mit 24 Tonnen Wein im Hängerzug bei starkem Regen und Dunkelheit, auf einem schmalen Feldweg im Ausland, ohne Möglichkeit zu rangieren, geschweige denn zu wenden. Das war nur eine der Herausforderungen des Truckerlebens. Anders als heute gab es zu der damaligen Zeit keine Handys und keine Navigationsgeräte – ein Umstand, der viele ihrer Erlebnisse zu einem Abenteuer werden ließ. Wenn sie vom Hof fuhr, waren die Zieladresse und die Straßenkarte das Einzige, was sie in der Hand oder auf dem Beifahrersitz hatte.
Helga Blohm beschrieb immer wieder, wie sie sich „von Gott getragen“ gefühlt hatte und dass viele glückliche Wendungen in zunächst aussichtslos scheinenden Situationen von Gott gesandte Engel waren. Sie erlebte und spürte Nächstenliebe, wenn sie statt in einem „Routier“ in Frankreich, also einem für Fernfahrer spezialisierten Gasthaus, auf einem einsamen Bergbauernhof gestrandet war und die Großfamilie sowohl Abendessen als auch Frühstück mit ihr geteilt und sie morgens sogar noch bis zur Abzweigung eskortiert hatte oder auch wenn ein italienischer Kollege sie bis zum abgeschlossenen Betriebshof der Firma brachte, damit sie sicher vor Dieben die Nacht verbringen konnte. Sie erzählte sehr anschaulich über die Herausforderungen der engen Straßen, wenn z.B. rechts und links Autos die Straße säumten, oder tiefe Balkone, die die Höhe ihres LKWs beschränkten und sie da trotzdem mit ihrem 40 Tonner durchmusste. Auch die Besonderheiten des italienischen Fahrstils, bei dem die Verkehrsregeln recht individuell ausgelegt werden, erzählte sie uns anschaulich. Vor allem die Mofafahrer beherrschten die Straßen und kamen von vorne, hinten, rechts oder links und zogen ohne Respekt an ihrem Brummi einfach vorbei. Dazu meinte die Mannheimerin: „Wenn man 40 Tonnen im Nacken und 500 PS unter der Haube hat, muss der Stärkere eben auf den Schwächeren achtgeben“. Die ehemalige Fernfahrerin beschrieb das Leben auf der Straße sehr realistisch, beschönigte nichts und zeigte auch die schönen Seiten dieses Lebens mit der vielen Abwechslung, aber auch die schweren Aufgaben und Herausforderungen eines knallharten Lkw-Fahrer-Alltags auf. Dankbar ist sie auch den Kollegen gegenüber, die sie als sehr hilfsbereit kennen gelernt hat. „Die „harten Kerle“ sind mir als feine Menschen begegnet“. Jeden Morgen betete Frau Blohm vor dem Losfahren zu Jesus um Schutz und Bewahrung und schrieb täglich Tagebuch während der fünf Jahre. Daraus entstand ihr Buch „Gott und mein 40 Tonner“, das im Buchverlag CV-Verlag Dillenburg herausgegeben im Buchhandel erhältlich ist.
Wir danken Frau Blohm für diesen interessanten Vortrag und auch, dass sie noch für all unsere Fragen danach zur Verfügung stand. Herzlichen Dank.