Rückblick zum Vortrag über „Ein Leben lang muss man sterben lernen
am Dienstag, 28.01.2025 mit Sandra Beck im Bürgerhaus.
Dieses Thema trieb viele Landfrauen und Gäste um und so konnten wir uns an diesem Abend über 30 interessierte Besucher freuen. Sterben gehört zum Leben – doch wie können wir lernen, uns damit auseinanderzusetzen? Sandra Beck, Koordinatorin im Hospizdienst Kirchheim, gab uns Einblicke in ihre Arbeit und zeigte auf, wie wir dem Thema mit mehr Verständnis und Offenheit begegnen können. Seit 30 Jahren gibt es den Hospizdienst Kirchheim. 40 ehrenamtliche Helfer begleiten Sterbende und deren Angehörige in der letzten Phase des Lebens.
„Wir als ambulanter Hospizdienst begleiten Menschen dort, wo sie leben, also im Pflegeheim, Krankenhaus oder Zuhause“, sagte Sandra Beck und stellte gleich zu Beginn ein paar Fragen. „Wann beginnt das Sterben? – Wenn die Organe versagen, bei einer unheilbaren Krankheit, wenn man ins Pflegeheim kommt, oder wenn man keine sozialen Kontakte hat und nicht mehr am Leben teilnimmt?“ Es zeigte sich, all diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten. Jeder Mensch geht anders damit um und hat eine andere Wahrnehmung hierzu. Die meisten Menschen möchten zu Hause sterben, doch die Realität sieht anders aus. Oft sind die Angehörige überfordert, manchmal sind sie auch nicht bereit, sich Bedürftigen zuzuwenden, stehen noch im Beruf, haben selbst noch Kinder usw… und somit keine Zeit. So ist die Begleitung sterbender Menschen ein zentraler Aspekt des Hospizgedankens. Der Hospizgedanke basiert auf der Idee, dass das Leben bis zum letzten Atemzug lebenswert ist. Er fördert die Vorstellung, dass Sterben ein natürlicher Teil des Lebens ist und dass Menschen in dieser Phase mit Würde und Respekt behandelt werden sollten. In stationären Hospizen, also in Häusern, in denen die Menschen ihre letzte Lebensphase verbringen können, wird eine ganzheitliche Betreuung angeboten. Es werden nicht nur die physischen, sondern auch die emotionalen, sozialen und spirituellen Bedürfnisse von den sterbenden Menschen und ihren Angehörigen berücksichtigt. An dem Abend wurde deutlich, dass der Verlust eines geliebten Menschen eine der schwierigsten Erfahrungen im Leben ist.
Woher kommt die Angst vor dem Sterben und warum setzen wir uns nicht früher mit dem Thema Tod auseinander? „Sterben gehört zum Leben“ sagte Frau Beck „und wir müssen lernen damit umzugehen“. Die Frage, die sich den Zuhörern stellte, war, warum wir uns nicht mit dem Tod auseinandersetzen? Ist es die Angst vor dem Sterben? Angst vor dem was nach dem Leben kommt? Die Verabschiedung von Menschen? Angst vor dem Dahinsiechen, dem Todeskampf? Natürlich drängte sich auch die Frage auf, wie das Leben bis zum Tod gestaltet wird? Ein häufiges Gefühl, das mit der Angst einhergeht und Angehörige oft belastet, ist die Sorge, etwas zu verpassen oder später zu bereuen.
Viele Menschen stellen sich die Frage, was gewesen wäre, wenn sie diesen Schritt gewagt hätten. Aus Erfahrung weiß die Fachfrau, was die Menschen am Ende Ihres Lebens umtreibt. Die Reue über verpasste Chancen ist eine der häufigsten Quellen von Bedauern im Leben. Oft bereuen Menschen nicht die Entscheidungen, die sie getroffen haben, sondern die Gelegenheiten, die sie nicht ergriffen haben. Auch, nicht den Mut gehabt zu haben, Gefühle auszudrücken, bereuen manche Sterbenden. Manche bereuen, nicht mehr an sich selbst gedacht zu haben und manche Konflikte nicht geklärt zu haben. All diese „Was-wäre-wenn“-Szenarien können Menschen lange begleiten und daran erinnern, dass das Leben voller Möglichkeiten ist, die es zu ergreifen gilt. Es ist wichtig, bevor es zu spät ist, sich daran zu erinnern, dass das Leben eine Reise ist, die von Veränderungen und Ungewissheiten geprägt ist. Indem wir dies annehmen, können wir ein erfüllteres Leben führen. Wenn wir lernen unsere Endlichkeit anzunehmen, können wir auch unser Leben sinnvoller gestalten. „Die Auseinandersetzung mit dem Tod ist die Auseinandersetzung mit dem Leben!“ sagte Frau Beck und wir sagen ihr vielen Dank für diesen interessanten Abend.
Zur Information: Um Menschen Angst vor dem nahenden Tod eines Angehörigen zu nehmen, bietet der Hospizdienst „Letzte Hilfe Kurse“ an. Dort lernt man, wie man Sterbende am Ende ihres Lebens sorgsam begleiten kann. Bei Interesse kann man sich beim Hospizdienst Kirchheim, Tel. 07021-9209 227 melden.